Was stimmt nicht mit der Menschheit?

Eigentlich würde ich sagen, dass mit der Menschheit alles in Ordnung ist. Die Dinge ändern sich, das tun sie immer. Dinge bleiben gleich, auch das tun sie immer. Und es gibt Gutes und Schlechtes, beides wird gebraucht, beides ist gleich wichtig. Es gibt „ziemlich gut“ und „gar nicht so schlecht“ und „Ende gut, alles gut“. Was für den einen gut ist, ist normalerweise für jemand anderen ziemlich schlecht. Alles scheint mir perfekt organisiertes Chaos zu sein, oder kurz „das Leben“.

Wenn Sie glauben, dass etwas nicht stimmt, haben Sie wahrscheinlich eine Vorstellung davon, wie Sie es anders haben wollen. Das wiederum bedeutet, dass Sie sich entweder an etwas aus der Vergangenheit erinnern, das Ihnen besser erschien, oder Sie haben die seltene Gabe der Vorstellungskraft. Das ist gut, beides, kämpfen sie darum, verlieren Sie dabei nur nicht aus dem Auge, was Sie eigentlich erreichen wollten, ihre ursprünglichen Werte und Hoffnungen. Die Dinge werden letztlich nicht wieder so werden, wie sie waren, aber es ist wichtig, dass es Menschen gibt, die versuchen, den Status quo zu erhalten. Veränderungen machen keinen Sinn, wenn sie nicht zur Tradition werden, und alle Traditionen waren einmal neu, waren einmal eine Veränderung. Wenn Sie wie ich ein Träumer sind, können Sie sicher sein, dass auch Ihre Träume sowohl gutes als auch schlechtes haben werden, falls sie sich bewahrheiten sollten. Aber es erscheint mir trotzdem wichtig, dass es Menschen gibt, die träumen und die Dinge verändern wollen. Dualität und Gleichgewicht, das ist Leben in Reinform.

Ich glaube, dass wir als Spezies, als Gesellschaft, gerade das letzte Kapitel der Separierung abgeschlossen haben oder abzuschließen. Ein Kapitel, indem wir große gesellschaftliche Blöcke in immer kleinere Stücke zerschlagen haben. Wir haben das getan, weil es den großen Blöcken an Flexibilität fehlte, und das war eine gute Idee. Jetzt, da wir (fast) fertig sind, entdecken wir die Herausforderungen der neuen Struktur, wie z. B. Probleme mit Verbindung und Verbindlichkeit, mit der Kommunikation, mit dem Blick auf das große Ganze usw. und wir finden Lösungen.

Wir können darüber nachdenken, was für ein Fehler es war, diese großen Strukturen zu zerschlagen, aber es war zu diesem Zeitpunkt der Geschichte notwendig. Der Wunsch, alles, zumindest für eine bestimmte Zeit, beim Alten zu belassen, macht jedoch ebenfalls Sinn. Alles Neue muss sich erst einmal entfalten, wachsen und sich sortieren. Das braucht Zeit, dafür müssen diese neuen Entwicklungen erst einmal bleiben, zu Traditionen werden.

Wir können darüber nachdenken, wie wir uns jetzt weiter verbessern können, z. B. durch die Schaffung flexiblerer, größerer Einheiten. Aber gehen Sie nicht davon aus, dass die Struktur dann perfekt sein wird. Sie wird sicher wieder ihre ganz eigenen Herausforderungen haben. Das gilt auch für die nächste neue Struktur und die Nächste und die Nächste.

Um nicht an der Unendlichkeit des sich Entwickelns zu verzweifeln wäre die Fähigkeit unseren Standpunkt zu verändern hilfreich, unsere Perspektive zu verändern. Die Fähigkeit das kleinste Detail zu sehen und dann wieder das große Ganze. Wir werden uns immer damit beschäftigen müssen, was gerade im Moment um uns passiert. Wir müssen ständig definieren, was wir in dieser aktuellen Situation als gut und erhaltenswert einschätzen und was wir schlecht und veränderungsbedürftig finden. Aber es gibt eine höhere Perspektive, die zeigt, dass alle Seiten notwendig und gerechtfertigt sind. Ich will damit nicht sagen, dass wir unsere Meinungen vergessen sollen, dass wir alle gleich werden sollen. Wie Sie sehen können, bin ich sehr dafür, dass wir eine eigene Meinung haben. Die Menschheit wäre ohne Pluralismus ziemlich langweilig, aber er kann auch ziemlich frustrierend sein. Ich denke, es macht einen großen Unterschied, ob wir uns in die Verzweiflung treiben lassen von unserem unbedingten Streben nach Auflösung der Gegensätze oder ob wir auch die Schönheit in Gegensätze sehen können. Es ist der Unterschied, ob wir uns in einem Krieg gegen andere erleben, als angegriffen und dann selbst zum „Gegenangriff“ übergehen oder ob wir miteinander spielen. Die Menschheit besteht aus uns und all unseren Unterschieden und Gleichheiten. Ich glaube nicht, dass mit uns etwas nicht stimmt. Wir sind eben.

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