Nun, ich gratuliere Ihnen, dass Sie wissen, wer und wie Sie sind, das allein ist schon eine erstaunliche Leistung. Es ist auch eine Menge Arbeit, wenn man bedenkt, dass wir uns, wie alle Lebewesen, ständig verändern. Und doch scheint es der Schlüssel zum Selbstvertrauen zu sein, uns selbst zu kennen und allmählich zu akzeptieren, was wir in uns finden, vielleicht sogar bis zu dem Punkt, an dem wir es lieben, was uns Selbstvertrauen gibt.
Woher weiß man, welche Charaktereigenschaften gut und welche schlecht sind? Was ist liebenswert und was nicht? Normalerweise werden diese Einschätzungen von unserem Umfeld vorgegeben, vor allem von den Menschen, die uns umgaben, als wir klein waren. Wir haben gelernt, unsere Eigenschaften zu schätzen oder abzulehnen, indem wir uns an den Reaktionen unserer Eltern, anderer Familienmitglieder, unserer Nachbarn oder an den Aussagen orientierten, die wir in den Massenmedien erfahren haben, da sie die gesellschaftlichen Normen vermitteln usw. Was wir als Kinder nicht wussten und als Erwachsene oft vergessen, ist, dass diese Vorschläge, diese Bewertungen, nur genau das waren, Vorschläge von Menschen, auch von „den Medien“ die ebenfalls von Menschen gemacht werden. Diese Urteile über unsere einzigartigen Seiten und Formen und die Urteile darüber, ob sie gut und passend sind oder nicht, wurden von anderen Menschen gefällt, die selbst aus einzigartigen Formen bestehen und selbst Lob und Verdammnis erfahren haben. Wenn Sie ein Puzzleteil betrachten, können Sie nur dieses eine, einzigartige Teil selbst beurteilen? Beurteilen, ob es ein gutes Puzzleteil ist? Wenn Sie wollen, können Sie die Farben darauf beurteilen, vielleicht gibt es sogar Formen, die Sie mögen oder nicht mögen, aber niemand kann ihm Wert und Bedeutung absprechen, wenn man es einzeln betrachtet. Erst wenn man versucht, dieses Puzzleteil an einer bestimmten Stelle eines Puzzles einzusetzen und es nicht passt, kann man sagen, dass dieses bestimmte Teil nicht für und an dieser bestimmten Stelle des Puzzles gut ist.
Jede Eigenschaft, die ein Mensch hat, kann gleichermaßen positiv und negativ gewertet werden. Ist jemand zuverlässig oder langweilig? Energetisch oder hyperaktiv? Ein Träumer oder kreativ? Es ist dasselbe, nur mit liebevollen oder kritischen Augen gesehen. Das Problem ist, dass wir uns im Stress des täglichen Überlebens oft nicht unserer Gedanken bewusst sind, nicht einmal unserer Botschaften, die wir unseren Lieben wie z.B. unseren Kindern senden. Das stellt sie und uns als Erwachsene vor die Aufgabe, unsere Eigenschaften, vor allem jene, die als nicht liebenswert abgestempelt wurden, später in einem neuen und objektiveren Licht zu verstehen und kennenzulernen. Ungeliebte Eigenschaften sind meistens normale Eigenschaften, die von den Menschen um uns herum nicht verstanden oder nicht gewollt oder sogar gefürchtet wurden, als wir Kinder waren, es sind sehr selten Eigenschaften, die generell böse oder gefährlich sind.
Wir sind soziale Wesen, daher gibt es extreme Eigenschaften, die in einem sozialen Umfeld nicht (vollständig) gelebt werden können, um uns und andere zu schützen. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass die meisten Dinge, die im Schatten einer Persona lauern, nicht einmal halb so schlimm sind, wie man denkt. Man wird nicht unbedingt zum Mörder, wenn man manchmal ein bisschen wütend ist. Im Gegenteil, das ist ganz normal und in schwierigen Zeiten eine sehr hilfreiche Emotion. Aber für eine überforderte Mutter kann ein Kind, das einen Wutanfall bekommt, eine Bedrohung sein, weil es Aufmerksamkeit, Zeit und Energie braucht, die sie einfach nicht hat. Man ist nicht unfähig, seine Familie zu beschützen, wenn man sensible und fürsorgliche Fragmente in seiner Person hat, selbst als Mann. Die emotionale Verbundenheit mit unserer Familie macht es sogar wahrscheinlicher, dass wir Krisenzeiten durchzustehen und gibt uns die Motivation, die es braucht, um jemanden zu beschützen. Einfühlsame und fürsorgliche Züge eines Sohnes können jedoch für einen Vater, der selbst unsicher ist, wie ein Mann sein soll und darf, eine Bedrohung darstellen.
Die schwierige Aufgabe, neue Interpretationen dafür zu finden, wie und wann unsere ungeliebten Eigenschaften sehr wertvoll sind, kann quälend und belastend sein, aber es ist eine sehr lohnende Aufgabe. Zu verstehen, dass diese Eigenschaften an sich liebenswert sind, aber aus ihren eigenen Gründen von mehr oder weniger liebevollen Eltern oder schützenden sozialen Systemen verurteilt werden mussten, ist ein wichtiger Teil dieser Mission und Aufgabe. Seien Sie die Eltern, die Sie für Ihre Kinder und sich selbst gewollt oder gebraucht hätten. Seien Sie so akzeptierend und warmherzig zu sich selbst, wie Sie es sich von Ihren Eltern gewünscht hätten. Seien Sie so unterstützend und beschützend ihrer selbst, wie Sie es sich von Ihren Eltern gewünscht hätten. Es gibt sehr wirksame Meditationen zum sogenannte „inneren Kind“, bei denen man sich selbst als das Kind vorstellt, das Sie früher waren und neben dem Kind steht, als der Erwachsene, der man jetzt ist. Wenn Sie sich ein Kind vorstellen würden, das neben Ihnen steht, was würden Sie ihm sagen, wie würden Sie reagieren, wenn eine dritte Person es so kritisiert, so wie Sie sich selbst in Ihren Gedanken kritisieren? Ich glaube, nur sehr wenige von uns würden mitmachen, die meisten wären viel freundlicher oder würden das Kind sogar beschützen.
Sie sind ein Wunder. Selbst wenn Sie nichts nicht Spiritualität zu tun haben, schauen Sie doch nur mal auf Ihren Körper. Sie waren einmal eine Zelle, winzig klein, zu nichts anderem fähig als zur Teilung und jetzt sehen Sie sich selbst an. Denken Sie an all die Hindernisse und Herausforderungen, die Sie erfolgreich überwunden haben, um das zu sein, was und wo Sie jetzt sind, um zu wissen, was Sie jetzt wissen, und um in der Lage zu sein, das zu tun, was Sie jetzt tun können. Auch wenn es noch nicht perfekt ist – seien wir ehrlich, natürlich ist es das nicht. Wenn es perfekt ist, ist es tot, erledigt, vorbei. Sie haben es bis hierher geschafft, und die Chancen stehen gut, dass Sie weiter wachsen, sich weiterentwickeln und erfolgreich sein werden, bis Sie endgültig fertig sind. Ist das alles nicht besonders genug? Alle um Sie herum haben es offensichtlich auch so weit geschafft und einige sogar noch weiter? Es gibt immer noch mehr als genug Zellen und Haufen von Zellen, die es nicht geschafft haben. Wenn Sie sich vergleichen müssen, dann vergleichen Sie sich mit diesen.